Welche Energieaudits gibt es und warum?
- Thomas Weiseth
- 23. Okt. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Nov. 2024
1. Energieaudit nach DIN EN 16247-1
DIN EN 16247-1 ist die Standardnorm für Energieaudits, die für alle Unternehmen (besonders KMUs) geeignet ist. Dieses Audit ist weniger umfangreich und flexibel im Vergleich zu ISO 50001.
Voraussetzungen für Unternehmen:
- Freiwilligkeit: Unternehmen entscheiden selbst, ob sie ein Energieaudit nach DIN EN 16247-1 durchführen möchten, es sei denn, sie sind gesetzlich durch das EDL-G dazu verpflichtet.
- Reichweite: Die Norm kann auf Unternehmen jeglicher Größe und Struktur angewendet werden. Es ist besonders für Unternehmen geeignet, die keine Verpflichtung haben, ein Energiemanagementsystem (EnMS) nach ISO 50001 einzuführen.
Voraussetzungen für den Auditor:
- Qualifikation des Auditors: Das Audit muss von einer qualifizierten, unabhängigen und externen Person

oder einem internen Energieexperten mit ausreichender Erfahrung durchgeführt werden.
- Fachliche Kompetenz: Der Auditor muss über technisches Wissen in Energienutzung, Energiekosten und Einsparungsmöglichkeiten in der betreffenden Branche verfügen.
Anforderungen an das Audit:
- Datenaufnahme und Analyse: Erhebung der energierelevanten Daten, Verbrauchsdaten und eine Untersuchung der Effizienzpotenziale in den jeweiligen Bereichen (z. B. Heizung, Beleuchtung, Maschinen).
- Handlungsempfehlungen: Entwicklung von spezifischen Maßnahmen zur Energieeinsparung und deren Kosten-Nutzen-Betrachtung.
- Bericht: Detaillierte Dokumentation der Ergebnisse und Empfehlungen.
2. Energieaudit nach dem EDL-G (Energiedienstleistungsgesetz)
Das EDL-G verpflichtet Nicht-KMU (große Unternehmen) in Deutschland dazu, regelmäßige Energieaudits durchzuführen. Diese Pflicht basiert auf der EU-Energieeffizienzrichtlinie (EED).
Voraussetzungen für Unternehmen:
- Große Unternehmen (Nicht-KMU): Unternehmen, die mehr als 250 Mitarbeiter beschäftigen oder einen Jahresumsatz von mehr als 50 Millionen Euro und/oder eine Bilanzsumme von mehr als 43 Millionen Euro haben, müssen nach dem EDL-G alle vier Jahre ein Energieaudit durchführen.
- Ausnahmen: Unternehmen, die ein zertifiziertes Energiemanagementsystem nach ISO 50001 oder ein Umweltmanagementsystem nach EMAS betreiben, sind von der Auditpflicht befreit.
Voraussetzungen für den Auditor:
- Zulassung beim BAFA: Der Auditor muss nachweislich qualifiziert und beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) als Energieauditor registriert sein.
- Unabhängigkeit: Der Auditor darf keine Interessenkonflikte haben und sollte unabhängig oder nur eingeschränkt mit dem auditpflichtigen Unternehmen verbunden sein.
Anforderungen an das Audit:
- Regelmäßigkeit: Das Energieaudit muss mindestens alle vier Jahre durchgeführt werden.
- Berichtspflicht: Die Ergebnisse des Audits müssen dokumentiert und auf Anfrage bei der BAFA eingereicht werden.
- Erfassungsumfang: Erfassung aller wesentlichen Energieverbraucher im Unternehmen, einschließlich technischer Anlagen und Verbräuche in Verwaltung und Produktion.
3. Energiemanagementsystem nach ISO 50001
Die ISO 50001 ist ein umfassender Standard für ein Energiemanagementsystem (EnMS), der darauf abzielt, die Energieeffizienz kontinuierlich zu verbessern. Ein Energieaudit ist dabei integraler Bestandteil des Managementsystems.
Voraussetzungen für Unternehmen:
- Systematische Einführung eines EnMS: Das Unternehmen muss ein vollständiges Energiemanagementsystem implementieren, das regelmäßig überprüft und verbessert wird.
- Zertifizierung: Das EnMS muss von einer akkreditierten Zertifizierungsstelle auditiert und zertifiziert werden.
- Kontinuierliche Verbesserung: Unternehmen müssen kontinuierlich ihre Energieeffizienz verbessern und jährliche interne Audits durchführen.
Voraussetzungen für den Auditor:
- Zertifizierungsauditor: Der Auditor, der das EnMS nach ISO 50001 prüft, muss von einer anerkannten Zertifizierungsstelle qualifiziert und akkreditiert sein.
- Technische Kompetenz: Der Auditor muss umfassendes Wissen über Energiemanagementsysteme und branchenspezifische Energienutzungen haben.
Anforderungen an das Audit:
- Energiepolitik und Ziele: Das Unternehmen muss eine Energiepolitik festlegen, die Ziele und Maßnahmen zur kontinuierlichen Verbesserung der Energieeffizienz enthält.
- Datenmanagement: Umfassende und fortlaufende Erfassung der Energiedaten, Erstellung von Energieberichten und Festlegung von Energiekennzahlen (EnPIs – Energy Performance Indicators).
- Überwachungsprozess: Jährliche interne Audits und regelmäßige externe Zertifizierungsaudits durch die Zertifizierungsstelle.
Unterschiede zwischen den Standards:
Aspekt | DIN EN 16247-1 | EDL-G | ISO 50001 |
Zielgruppe | Freiwillig, alle Unternehmen | Verpflichtend für Nicht-KMU | Unternehmen, die langfristig Energieeffizienz steigern wollen |
Pflicht/ Verpflichtung | Freiwillig, außer bei EDL-G | Verpflichtend | Zertifizierung ist freiwillig, bietet jedoch Vorteile bei Förderung und Steuererleichterung |
Auditturnus | Nach Bedarf | Alle 4 Jahre | Fortlaufend mit jährlichen Audits |
Zertifizierung notwendig? | Nein | Nein, Bericht an BAFA reicht | Ja, durch akkreditierte Zertifizierer |
Typische Kosten | 3.000 - 10.000 € | 3.000 - 12.000 € | Abhängig von Unternehmensgröße, oft deutlich teurer (5.000 - 25.000 €) |
Fokus | Maßnahmen zur kurzfristigen Verbesserung | Gesetzliche Energieaudits zur Erfüllung der EED | Kontinuierliche Verbesserung der Energieeffizienz durch EnMS |
Zusammenfassung:
- DIN EN 16247-1: Flexibles, branchenspezifisches Energieaudit, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) oder zur Förderung einzelner Energieeffizienzmaßnahmen.
- EDL-G: Gesetzlich vorgeschriebenes Energieaudit für Nicht-KMUs, das alle 4 Jahre durchgeführt werden muss.
- ISO 50001: Ein umfassendes Energiemanagementsystem für Unternehmen, die langfristig ihre Energieeffizienz systematisch verbessern möchten und eine Zertifizierung anstreben.
Hinweis zur ISO 50005:
Die ISO 50005 bietet Unternehmen, insbesondere KMUs, die Möglichkeit, schrittweise ein Energiemanagementsystem einzuführen. Im Gegensatz zur ISO 50001, die ein vollumfängliches Managementsystem erfordert, erlaubt die ISO 50005 die Umsetzung in mehreren Phasen, was die Komplexität und den Aufwand reduziert. Dadurch können Unternehmen schrittweise ihre Energieeffizienz verbessern, ohne sofort eine vollständige Zertifizierung anzustreben.
Die ISO 50005 ist ideal für Unternehmen, die an einem strukturierten Energiemanagement interessiert sind, jedoch zunächst mit weniger Ressourcen beginnen möchten.
Hinweis: Bald wird es einen detaillierten Blog-Beitrag zu ISO 50005 geben, der die Vorteile dieses schrittweisen Ansatzes, den Einführungsprozess und die Integration in bestehende Energiemanagementstrategien beleuchtet. Bleiben Sie dran!